- Janis McDavid hat einen neuen Elektrorollstuhl, einen PR 50 von PARAVAN
- Die optimale Konfiguration ist während der Anpassung zentral: „Ist glaube ich etwas komplizierter als Schuhe zu shoppen“, sagt Janis McDavid.
- Der Härtetest: im sportlichen Fahrstil, beim Tanzen, über buckeligen Rasen, sandige Waldwege, Kopfsteinpflaster und Bordsteinkanten
Berlin/ Pfronstetten-Aichelau. „Einen neuen Rollstuhl zu bekommen ist immer ein ganz besonderes Highlight“, sagt Janis McDavid. Es ist bereits sein zehntes Modell. Der 28-jährige Speaker, Autor und Weltentdecker, der ohne Arme und Beine auf die Welt kam, ist seit jeher auf diese Art technischer Unterstützung angewiesen. „Der Rollstuhl ist wie ein Körperteil für mich“, berichtet er. Daher ist es für Janis unheimlich wichtig, in den ersten Tagen ein Gespür für seinen neuen PR 50 zu bekommen, um sich auf sein Fortbewegungsmittel einlassen zu können. „Bis ich das Gefühl habe, hey, jetzt ist er wirklich ein Körperteil von mir.“
Wie verhält er sich in welcher Situation? Was ist die optimale Polsterung, Steuerung und Programmierung? Welche Technik verbirgt sich hinter dem Rolli? Das waren nur einige Fragen bei der finalen Anpassung im Sanitätshaus Rehaform Berolina in Berlin. „Also schick sieht er aus“, so sein erstes Fazit, „jetzt kommt es noch darauf an, dass alles wirklich gut passt. Ist glaube ich etwas komplizierter als Schuhe shoppen.“
So eine Rollstuhlanpassung ist für Janis etwas sehr Persönliches. Von daher hat der Neue auch einen Namen bekommen – The Beast. Ein Freund motivierte ihn, seinem Alltagsbegleiter auf vier Rädern einen Namen zu geben und so kam der letzte PARAVAN zu dem nicht alltäglichen Kosenamen „Rollfgang“.
Bei der Wahl seines neuen Rollstuhls hat Janis auf bewährtes gesetzt und einige Funktionen optimieren lassen. „Der letzte PR 50 war mit Abstand der zuverlässigste Rollstuhl, den ich je hatte“, sagt er. Ein paar neue Features sind dennoch dazugekommen: In Zukunft nutzt er die RNet-Steuerung sowie die Bedienfunktion zur Betätigung des Hubliftes während der Fahrt. „Eine der wichtigsten Funktionen ist für mich der Hublift“, meint Janis, um mit anderen Menschen auf Augenhöhe kommunizieren zu können.
„Die Innovationen sollten noch viel weiter gehen“, träumt der Weltentdecker, der auf einen Digitalisierungsschub in diesem Bereich hofft. „Ich fände es super, wenn mein Rollstuhl in Zukunft mit Sensoren, Bluetooth, NFC-Chips und einer App ausgestattet wäre. Digitalisierung und technischer Fortschritt sollten dafür eingesetzt werden, Menschen zu unterstützen. Gerade hier zeigt sich, dass Innovationen das Leben vieler Menschen erleichtern.“ Augenzwinkernd fügt er hinzu: „Eine Massagefunktion wäre die Krönung.“
Im Rehazentrum werden die finalen Anpassungsarbeiten vorgenommen. Die Lehne im Frontbereich ist noch etwas schwergängig und lässt sich nicht so weit einklappen, wie die alte. Die Rückenpolsterung wird genau an Janis Bedürfnisse angepasst. "Viel besser oder nur ein bisschen besser“, fragt der Rehaberater. „Das muss wirklich perfekt sein.“ So eine Anpassung ist für Janis ein kleines Sportprogramm: reinklettern, raus und wieder rein. Nächster Punkt: Joystick. Janis entscheidet sich für eine kleine Kugel, die er gut greifen kann. Danach wird die richtige Position ermittelt, sodass Janis den Rollstuhl immer bestens unter Kontrolle hat: Das ist Millimeterarbeit. Zu hoch, dann drückt er sich in die Schulter, ist er zu weit unten: „dann kriegst Du nicht genug Druck drauf und den Rolli nicht unter Kontrolle“, sagt der Rehaberater.
Bei der Anschließenden Programmierung ist für Janis besonders wichtig: „Ein Fahrprofil zum Tanzen und eins für die sportliche Fahrweise.“ Das Profil für die Disco lässt Janis sich so einstellen, wie man es für eine gute Party braucht: schnell reagierend, topspeed und kantig. Janis weiß, was er braucht und der PR50 wird entsprechend einprogrammiert. „Ich möchte mich ja rhythmisch zur Musik bewegen.“
Nach dem Tanzprofil geht es um die Alltagsfahrweise. Dabei werden alle Parameter so programmiert, dass der Rollstuhl perfekt manövrierbar ist: Beschleunigung und Abbremsen, beim Geradeausfahren und in Kurven, Reaktionsgeschwindigkeit und Wendigkeit im Stand. Die Programmierung ist Feinarbeit, aber wie immer gilt auch hier: Erst wenn alles perfekt ist, kann Janis mit seinem neuen technischen „Körperteil“ los.
Nach Abschluss der Programmierung steht der Härtetest des neuen PR50 an – dafür hat sich Janis einen anspruchsvollen Testparcours herausgesucht: über buckeligen Rasen, sandige Waldwege, Schotterpisten, Kopfsteinpflaster, Bordsteinkanten. In Menschenmassen, in Geschäften, enge Wendemanöver und im ÖPNV. Alles wird rückwärts und vorwärts getestet. „Bei meinen ersten Testfahrten kommt es darauf an, die Bewegungen miteinander zu synchronisieren. Ich muss ein Gespür für das Verhalten und die Abmessungen meines Rollis in möglichst allen denkbaren Situationen bekommen. Denn wenn ich später im Alltag auf ein Gespräch, den Einkauf o.ä. fokussiert bin, müssen diese Grundlagen automatisch ablaufen“. Im Anschluss steht fest: „Härtetest bestanden! Nur ein paar Kleinigkeiten müssen wir beim Joystick nachjustieren.“
Ein paar Besonderheiten hat Janis Rollstuhl, der seinen PR 50 nicht zum Autofahren nutzt. Tisch statt Kopfstütze zum Beispiel: „Damit ich unterwegs etwas essen kann." Janis ist sehr viel mit seinem Rollstuhl auf Reisen, mit „Rollfgang“ war er unter anderem schon in Sri Lanka, Kenia oder den USA. Reisetauglichkeit steht demnach ganz oben auf dem Plan. Das heißt, der Sitz sollte mit möglichst wenigen Handgriffen demontierbar sein und die Batterie abklemmbar, um ihn in ein Flugzeug verladen zu können.
„Meine dringende Empfehlung für eine Anpassung ist, sich auf eine Sache zu fokussieren: nämlich darauf, wie sitzt ihr eigentlich in dem Rollstuhl, den ihr gerade anpasst? Fühlt ihr Euch wohl? Und wenn irgendwie möglich, testet das nicht nur im Stehen aus, versucht so viel wie möglich mit dem Rollstuhl zu fahren, denn vor allem beim Fahren muss man ein Gespür für seinen Rollstuhl bekommen und dafür, ob er als technische Unterstützung taugt. Wenn das nicht stimmt, hat es keinen Wert“, rät Janis McDavid.
Der Weg zum Rollstuhl
Der Elektro-Rollstuhl ist ein verschreibungsfähiges Hilfsmittel. Jeder Rollstuhl mit einer entsprechenden Hilfsmittelnummer kann verordnet werden. Der Kunde kann sich direkt an die Rollstuhlabteilung der PARAVAN GmbH wenden. Ein Außendienstmitarbeiter in seiner Region betreut ihn in Kooperation mit einem Sanitätshaus während der Auswahl- und Anpassungsphase. Spezielle Features, wie beispielsweise ein orthopädischer Gleitrücken wird vom kooperierenden Sanitätshaus vor Ort angepasst, ebenfalls die finale Programmierung. Ein weiterer Weg zum Rollstuhl ist die Fahrzeugversorgung. Ist der PR 50 als Fahrersitz gemäß §35a Straßenzulassungsverordnung (StVZO) Bestandteil des Angebotes, wird der Elektrorollstuhl über den Kostenträger, beispielsweise Arbeitsamt, Rentenversicherung oder Integrationsamt genehmigt. In diesem Fall sollte im verkehrsmedizinischen TÜV-Gutachten folgendes vermerkt sein: „Geprüfter Rollstuhl als Fahrersitz fest arretierbar mit Dockingstation“, unter der Schlüsselnummer 43.