Autofahren trotz Behinderung: Tetraplegie
Hand- und Armfunktionen sind stark bis sehr stark eingeschränkt. Aufgrund der ausgedehnten Lähmung ist fast keine Rücken- und Brustmuskulatur mehr für den aktiven Einsatz vorhanden. Dadurch wird die Sitzstabilität beim Kurvenfahren stark beeinträchtigt. Paravan bietet hier individuell anpassbare Rückhaltesysteme zur Stützung des Kopf-, Rücken-, Brustbereichs. Die eingeschränkte Kraft und Bewegungsfähigkeit erschwert besonders die Drehbewegung im oberen Lenkradbereich (übertragen aufs Zifferblatt einer Uhr: zwischen 11 und 1 Uhr).
Eine Drehunfähigkeit des Handgelenks hat Auswirkungen auf das Drehen des Zündschlüssels und auf verschiedene Bedienelemente (Intervallschaltung des Scheibenwischers am Blinkhebel, Lichtschalter an der Konsole etc.). Außerdem kann im Handgelenk keine stabile Stellung eingenommen werden, so dass eine Fixierung des Handgelenks durch eine Lenkradgabel oder einen Lenkrad-Dreizack angezeigt ist.
Unsere Lösungen
Mit behindertengerechten Lenkrädern und orthopädische Lenkhilfen, die speziell für körperlich eingeschränkte Personen von Paravan entwickelt wurden, können auch Tetraplegie Erkrankte die Freiheit des Autofahrens genießen.
Die ständig eingeschränkte Atmung führt zur Kräfteminderung und im Tagesverlauf zum Leistungsabfall, was bei den Kräfte- und Bewegungsmessungen berücksichtigt werden muss.
Die möglicherweise einschießende Spastik in den Beinen kann zur unkontrollierten Betätigung des Gas- oder Bremspedals führen. Eine Abdeckung der Pedalanlage ist zwingend erforderlich. Auch hierfür bietet Paravan behindertengerechte Fahrzeuganpassungen.
Unabdingbar sind Klimaanlage und Standheizung, da sich Tetraplegiker der Außentemperatur anpassen und damit schnell unterkühlen oder überhitzen können. Bei einer Temperatur über 40° C droht beispielsweise der Hitzetod!
Pauschale Einstufung nach Lähmungshöhe (Überschneidungen möglich):
C4
Meistens nur Teile des Armbeugers (Bizeps) vorhanden, fast keine Handfunktion.
C5
Armbeuger (Bizeps) vorhanden, gezielte Halte- und Greiffunktion der Hand kann antrainiert werden und ist notwendig, damit das Steuer beim Kurvenfahren genügend eingeschlagen werden kann.
C6
Bei entsprechender Lagerung bei der Frischverletztenphase sind der passive Faustschluss und das passive Greifen von Gegenständen mit Daumen und Zeigefinger möglich.
C7
Armstrecker (Triceps) vorhanden, d. h. das Drehen des Lenkrades in Kurvenfahrten ist voraussichtlich mit wenig Unterstützung der Technik möglich.
C8
Muskulatur zum Fingerbeugen funktionsfähig, Handfunktionen fast alle vorhanden.
Je nach Lähmungsgrad und den vorhandenen Kräften bieten wir Ihnen unterschiedliche Fahrhilfen im Rahmen der Space Drive II Technologie (Drive/Steer/Break by Wire) an. Diese wurde von Paravan speziell für Behinderte mit dem Wunsch zur Mobilität entwickelt.
Weitere Informationen zum Autofahren im Rollstuhl findest Du hier oder trete direkt online mit uns in Kontakt, wir beraten Dich gerne!
Definition
Motorische Lähmung beider Arme und Beine (Tetra, griechisch = vier)
Ursachen
Unfall mit Zertrümmerung der Wirbelkörper und Quetschung oder Durchtrennung des Rückenmarks (z. B. Badeunfall durch Kopfsprung in unbekanntes Gewässer), Rückenmarksinfarkt, Tumor, Schuss- oder Stichverletzung, Erkrankungen. Paraplegie weist ähnliche Symptome auf.
Auswirkungen
Beschädigung des Rückenmarks zwischen dem 3.-7. Halswirbel (Cervical, C 1-8). Teilweise (inkomplette Tetraplegie) oder völlige Lähmung (Tetraplegie) beider Beine und Arme mit starker bis sehr starker Beeinträchtigung der Atmung und der Armfunktion.
Folgen
Die Muskulatur beider Arme, beider Beine und des Körpers sind ab der Durchtrennung des Rückenmarks gelähmt. Die vorhandene Muskulatur kann nicht mehr willentlich angespannt und bewegt werden. In den betroffenen Bereichen ist keine Sensibilität etwa für Schmerz, Druck, Temperatur, Verletzung oder Berührung mehr vorhanden. Durch den Verlust der Tiefensensibilität kann der Betroffene die Stellung seiner Beine ohne Blickkontakt nicht lokalisieren. Stuhlgang und Harndrang werden nicht mehr wahrgenommen, so dass eine künstliche Entleerung regelmäßig herbeigeführt werden muss. Die Hände sind schwach bis sehr stark eingeschränkt in Funktion, Bewegungsfähigkeit und Kraft. Eine Drehbewegung im Handgelenk ist oft nicht mehr möglich. Meistens ist der Bizepsmuskel (Armbeuger) intakt, so dass eine aktive Beugung des Unterarms gesteuert werden kann. Der Armstrecker (Triceps) kann oft nicht mehr aktiviert werden. Die Streckung des Armes erfolgt oft nur passiv, indem der Arm einfach fallen gelassen wird. Das Greifen der Finger kann nur durch eine spezielle Technik (Funktionshand) erfolgen. Durch die ständige Lagerung der Hände in einer speziellen Position von Anbeginn der Behandlung wird die Streckmuskulatur verkürzt und eine Handstellung erreicht, die einen passiven Faustschluss und das Einklemmen eines Gegenstandes zwischen Daumen und Zeigefinger ermöglicht. Durch die Lähmung der Muskulatur im Rippenbereich ist nur eine Zwerchfellatmung möglich. Sie führt zwangsläufig zu einem geringen Lungenvolumen, was sich auf die Kraft, Belastbarkeit und Beweglichkeit niederschlägt und in starken Schwankungen im Tagesverlauf resultiert.