„Mit dem Auto ist man viel selbständiger“, sagt Denise Strauß. Als sie 2017 drei Monate auf Ihr behindertengerechtes Auto verzichten musste, war das für die 25-jährige Personalsachbearbeiterin eine große Umstellung und zugleich Herausforderung. „Um 16 Uhr nach Hause war für mich ein echtes Druckthema“, erinnert sie sich. „Da merkt man wirklich, wie sehr man darauf angewiesen ist.“
Denise Strauß kam mit nur einem Bein und ohne Arme auf die Welt. Sie hat eine Dysmelie, einen angeborenen Gendefekt. Sie lebt gut damit und tut alle die Dinge, die man im Alltag so tut, sei es Autofahren, arbeiten und shoppen gehen und das mit einer bemerkenswerten und fröhlichen Selbstverständlichkeit. Bereits mit elf stand Denise - damals Marko - als „Kathrin“ in dem ARD-Zweiteiler Contergan vor der Kamera. Eigentlich wollte sie Schauspielerin werden, entschloss sich allerdings nach ihrem Realschulabschluß dazu, erst einmal eine solide Ausbildung zu absolvieren.
Ihr Lebens- und Alltagsumfeld ist perfekt auf sie abgestimmt. Auf Arbeit und in ihrer neuen Küche sitzt sie auf einem speziell für sie angefertigten Stuhl auf Tischhöhe. „Das ist angenehmer. Eigentlich mache ich fast alles mit dem Fuß.“ Nur beim Autofahren macht sie nichts weiter mit ihrem rechten Fuß – außer ganz klassisch Gas und Bremse zu bedienen. Ausgerüstet ist ihr roter Golf mit einem Joystick, der unter ihrem rechten Arm sitzt. Über das PARAVAN Space-Drive-System lenkt sie ihr Fahrzeug. Wenn sie angeschnallt ist, fährt der Joystick automatisch in die richtige Position. „Das ist für mich die angenehmste und beste Variante. Auf dem Bedienpanel neben dem Joystick hat sie den direkten Zugriff auf die wichtigsten Schalter, wie Start/ Stop-Knopf oder Tasten für die Klimaanlage. An der Türseite links sind die Tasten mit der Wahltaste für den Gangmodus sowie weitere Sekundärfunktionen, wie zum Beispiel die automatische Sonnenblende. Hinter ihr ist der Rollstuhl über ein Verladesystem untergebracht.
Zudem ist ihr Fahrzeug mit einem „Bleeper“ ausgestattet. Über definierte Eingabecodes kann sie so beispielsweise ganz einfach das Fernlicht einschalten oder Blinken. Die PARAVAN-Techniker hätten sie damals perfekt beraten. „Ich wollte immer die Hupe auf Eins“, erinnert sie sich. Das wäre totaler Mist gewesen. Fernlicht sollte auf eins, meinten die Spezialisten. Und Blinker auf Zwei und Drei, wie eben auch die Zwei bei der 23 links beziehungsweise die Drei rechts steht. „Das werde ich nie vergessen.“
Seit 2011 ist Denise Strauß mit ihrem Auto unterwegs. Für sie war das eigentlich von Anfang an klar: „Ich fahre mal Auto. Ich habe mir das einfach vorgestellt und lenke dann einfach so.“ Schließlich kommt sie ja auch im Alltag gut zurecht. Doch so einfach war das nicht. Ihr Vater stieß dann auf PARAVAN. Mit 16 war sie das erste Mal im Mobilitätszentrum in Aichelau. „Das war sehr aufwendig, bis wir alle notwenigen Unterlagen hatten“, erinnert sie sich heute. Mit 17 machte Denise ihren Führerschein - noch als begleitetes Fahren. Nach einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) bekam sie eine Sondergenehmigung und konnte den direkten Weg zwischen der Wohnung und Schule von da an alleine fahren.
Heute – acht Jahre später – hat sie fast 100 000 Kilometer zurückgelegt. Zwei bis zweieinhalb Stunden am Stück sind kein Problem. Egal ob ins Allgäu oder spontan zu Freunden nach München. „Dann wird es schon anstrengend. Mit 18 will man noch unbedingt überall selbst hinfahren“, erinnert sie sich. Mittlerweile setzt sie sich auch gern mal auf den Beifahrersitz und überlässt ihrem Mann das Steuer. „Wenn ich wohin will, dann fahre ich dahin. Mich stört auch der Stadtverkehr nicht. Einparken ist mit dem Joystick total easy“.
Jetzt gut acht Jahre später steht ein neuer Autokauf an. Im Moment überlegt sie was für ein Fahrzeug es werden soll. „Ich hatte in den letzten zwei Jahren so viel zu entscheiden“, sagt sie. An ihrem Auto will sie eigentlich nichts Wesentliches ändern, auch wenn es mittlerweile viele neue Bedienungsoptionen gibt. „Tatsächlich wüsste ich nichts, was ich anders haben will. Ich komme einfach super zurecht.“